Das machen Winzer im Winter

Es ist kurz nach 8 Uhr an einem eisig kalten Dienstag morgen ingendwann im Januar. Carsten und Christian sitzen im Feldauto und fahren Richtung Weinberg. „Wenn es heute schon so kalt ist, dann sollten wir wenigsten zum Grauburgunder fahren. Der Weinberg ist steiler, da wird einem durch das Hoch- und Runterlaufen wärmer.“, so die Devise der beiden. Sie sind gut ausgerüstet: Winterjacke, Thermohose, Mütze und stromleitende Handschuhe. „Heute ist es so kalt, dass wir glatt Eiswein lesen könnten. Die Scheren hätten wir ja dabei.“ murmelt Christian vor sich hin, als er aus dem Auto in die Kälte steigt. Doch es sind keine normalen Scheren, die die beiden dabei haben. Es sind akkubetriebene Spezialscheren.

-Das Wachstum aus dem Sommer wird im Winter wieder zurückgeschnitten-

„Also wie war das? Einschalten, den Handschuh an die Schere halten, kalibrieren und dann wieder loslassen?“ fragt Christian. „Genau, die Schere sendet nämlich elektrische Signale in die Klinge und testet damit, ob sie auf deinen Handschuh trifft. Da dein Handschuh stromleitend ist, erkennt dies die Schere sofort und öffnet dann automatisch die Klinge. So soll verhindert werden, dass du dir in den Finger schneidest.“, entgegnet Carsten, als hätte er in seinem Studium nichts anderes gemacht. „Achso, und wenn ich demnach das Rebholz durchschneiden will, werden keine elektrischen Signale von der Klinge empfangen, weswegen die Schere auch nicht abbricht?“ Carsten nickt nur kurz und hat schon längst mit der Arbeit begonnen. Es ist nämlich klirrend kalt.

Auf dem folgenden Video sind die speziellen Handschuhe zu sehen, die für die Arbeiten mit Elektroschere notwendig sind. Das Material des Handschuh´s der den Zeigefinger schützt ist mit kleinen Drähten versehen. Damit können sich kleine elektrische Signale von der Hand auf die Schere übertragen. Wenn nun die Nicht-Schnitthand an die Klinge kommt, was natürlich am besten erst gar nicht vorkommt, bricht die Schere den Schneidvorgang ab.

 

 

 

 

Um das Wachstum im Sommer zu regulieren, werden mit dieser Schere im Winter Triebe und damit Knospen von der Rebe abgeschnitten.

Dem Unkraut die Hacke geben

So sieht das Endergebnis aus.

Umweltfreundliche Unkrautbekämpfung durch jahrhundertalte Tradition

Lachend sitzt Christian auf dem Traktor. Er fährt die frisch aufgerüstete Seitenverstellung des Traktors auf seine ganze Breite immer wieder aus und ein. Statt den üblichen 1,40m ist der Traktor nun 2,80m breit. „Jetzt bin ich ein LKW“ ruft er schmunzelnd zu seinem Bruder Carsten, der sich das ganze Spektakel in Ruhe ansieht.

Vielleicht fragen Sie sich jetzt Seitenverstellung…? LKW? …Was zum Teufel? 

Fangen wir doch einfach nochmal von vorne an. Es ist Anfang April 2021. Der Frühling ist in seiner vollen Pracht zu Gange, die ersten Blumen blühen und die Gräser wachsen. Es ist ein lang ersehnter Tag, auf den Carsten und Christian schon Wochen warten. Der Umbau des Traktors ist endlich fertig. Direkt aus der Werkstatt fahren die beiden Brüder erstmal in den Weinberg, um das neue Arbeitsgerät zu testen. Der Traktor verfügt jetzt nämlich, sowohl an der rechten als auch linken Seite, über einen Ausleger. Daran ist eine sich drehende Hacke befestigt. Mit dem Ein- und Ausfahren der Hacke, sticht diese in den Boden und trennt damit die Wurzeln von Gräsern ab.

„Was meinst du wie schnell sollte ich fahren, um möglichst viel Unkraut zu entfernen?“, ruft Christian vom Traktor herunter. „Probier’s Mal mit 6km/h. Und wenn es nicht klappt dann 8!“, entgegnet Carsten. Christian positioniert den Traktor mittig vor die Reihe. Die Ausleger werden exakt an die Reihenbreite des Weinbergs angepasst und schließlich wird die Hacke in den Boden gestochen. Der Motor heult auf und mit einem Ruck setzt sich der Traktor in Bewegung. Die Hacke sticht das Gras ab und wirft es, dank der rotierenden Bewegung, an den Rebstöcken vorbei. 

-Umweltfreundliche Unkrautbekämpfung durch hacken-

Carsten und Christian betrachten sich, nach ein paar Fahrten das Ergebnis: Unter der Rebzeile türmt sich ein kleiner Erdhaufen, das Unkraut ist komplett veschwunden, die Fahrgasse zwischen den Rebzeile ist noch begrünt. „Das sieht für das erste mal gar nicht schlecht aus.“, freuen sich die beiden Jungs. „Ja und immerhin haben wir damit auch etwas Gutes für die Umwelt getan.“, fügt Carsten hinzu.